[REC] Filmreview

In dem spanischen Horrorfilm der Regisseure Jaume Balagueró und Paco Plaza von 2007 begleitet die Reporterin Angela mit ihrem Kameramann die nächtliche Wache einer Feuerwehrdienststelle. Soweit ist alles ruhig – bis plötzlich aus einem Hochhaus der Notruf einer alten Frau eingeht, und die Mannschaft sich in Bewegung setzt. Auch Angela und ihr Kameramann machen sich auf den Weg, um den Notfall mit ihrer Kamera einfangen zu können und hoffen auf eine gute Story. Doch das, was sie erwartet, ist weitaus mehr und entwickelt sich zu einem Albtraum, als das Haus von außen hermetisch abgeriegelt wird. Denn seine Bewohner haben sich längst in blutrünstige Bestien verwandelt.

Während des gesamten Filmes nimmt der Zuschauer durch den Blick durch die Kamera des Kameramannes Pablo teil, welcher selbst niemals zu sehen ist. So entstehen beim Zuschauer erste Assoziationen mit einer Fernsehdokumentation oder solchen, welche es gerne sein wollen – beispielsweise „Verdachtsfälle“ oder „Mitten im Leben“. Auch die fehlende Filmmusik erinnert zunehmens an eine echte Dokumentation. Die Kamreaführung ist meist unruhig, hektisch, das Bild dunkel und wackelig – als würde tatsächlich jemand selbst laufen und ein selbstgedrehtes Amateur-Video drehen. Allerdings ist der Grad der Amateurhaftigkeit nicht so groß, wie bei etwa Blair Witch Project, wo das Geschrei und Gewackele der Kamera früher oder später zu nerven begann.

Das teilweise sehr dunkle, unklare Bild (denn sowohl Feuerwehrleute als auch der Kameramann haben nur Taschenlampen als Lichtquellen) erhält die Spannung und sorgt zwischendurch für manchen Schockeffekt, da nicht genau voraussehbar ist, was eigentlich geschehen wird. Leider führen genau solche Effekte, bei welchen die Kamera gar zu sehr schwankt, oder das Bild zu lange dunkel ist, auch gerne zur Überreizung und dem ein oder anderen Zuschauer wird es vielleicht zu viel des Guten. Auch bei Blair Witch Project, war diese Art der Kameraführung schnell überreizt und ausgelutscht.

Ein Pluspunkt für die Umsetzung der Regisseure waren die realistischen Reaktionen – denn sie waren ganz und gar echt. Die Regisseure hatten ihren Schauspielern nie vollständige Drehbücher ausgehändigt und informierten sie nicht vollständig darüber, was passieren würde, damit die Überraschung und der Schrecken in ihren Gesichtern auch möglichst echt war. Außerdem suchten sie sich bewusst Schauspieler für den Film aus, welche in ihrem richtigen Leben auch etwas mit der Rolle zu tun hatten, welche sie spielen sollten. Die Darstellerin der Reporterin Angela beispielsweise arbeitete in der Realität ebenfalls als Reporterin, sodass sie bestens darüber informiert war, was sie tun musste, um ihre Figur echt und plastisch aussehen zu lassen. Sie WAR gewissermaßen diese Reporterin, echte Zusammenhänge gesetzt in echte Gebäude und Räume – denn nicht einmal Sets wurden für diesen Dreh erstellt.

Die Darsteller wussten erst zu Beginn der nächsten Szene, wie es weitergehen soll, wenn ein Feuerwehrmann die Treppe herunter fällt oder gar jemand von einer alten, verrückten Lady gebissen wurde. So waren sowohl die Überraschung echt, als auch die Emotionen und Reaktionen, welche so zustande kamen – und nur so zustande kommen konnten. Es ließe sich natürlich auch darüber streiten, ob jemand, der in seinem wirklichen Leben beispielsweise nur eine Sekretärin war, tatschlich in der Lage sein würde, eine Rolle für einen (hoffentlich) erfolgreichen Spiel ausreichend realistisch auszufüllen. Durch fehlende Kenntnis des Schicksals der eigenen Charakter ließ sich das sehr gut ausgleichen.

Abschließend lässt sich also sagen, dass dieser Film trotz des durchaus nicht neuen Themas einer Infektion, welche unschuldige Bürger zu Zombies werden lässt, einige Überraschungen für uns bereit hält. Und unser eigenees Erstaunen wird genauso echt sein, wie jenes der Darsteller, welche sich plötzlich von jetzt auch gleich in einem Sturz oder als Zombie wiederfanden, ohne zuvor noch etwas davon gewusst zu haben. Und gerade als man denkt, es könnte nicht mehr schlimmer kommen, setzt der Film noch eins obendrauf.