Zombie – Dawn of the Dead (1978) Filmreview

1978 entstand mit Dawn Of The Dead ein Film, der ein ganzes Genre auf ewig prägen sollte, zugleich aber noch bis heute kontrovers – vor allem im Hinblick auf Altersfreigabeentscheidungen – diskutiert wird. Trotz, oder möglicherweise gerade wegen der expliziten und verstörenden Gewaltdarstellung eroberte der für eine halbe Million US-Dollar produzierte Horrorfilm in der Folge den Kino- und Videomarkt. Mit der Fortsetzung zu „Die Nacht der lebenden Toten“ stieg Regisseur George A. Romero endgültig zum Meister, respektive Erfinder aller Zombiefilme auf und lieferte einen filmischen Meilenstein ab, der in den folgenden Jahrzehnten unzählige Nachahmer auf den Plan rief. Darüber hinaus wurde auch Dawn Of The Dead selbst diverse Male wieder veröffentlicht, was zu einer Vielzahl an Alternativtiteln führte. So ist der Film unter anderem auch als „Zombie“, „Zombies im Kaufhaus“, „Zombi“ oder „Dawn Of The Living Dead“ bekannt.

„Wenn in der Hölle kein Platz mehr ist, kommen die Toten auf die Erde zurück.“

Der Film beginnt unmittelbar mit der eintretenden Apokalypse. Auf der ganzen Welt erwachen verstorbene Menschen wieder zum Leben und wandeln als Untote – als Zombies – unter den Lebenden. In ihrer bestialischen Gier nach menschlichem Fleisch überrennen sie zu Millionen sowohl Wohnblocks als auch Militär- und Polizeiposten und versetzen die Welt damit in Windeseile in einen Ort aus Unheil, Anarchie und Panik. Den vier Protagonisten des Films – die Polizisten Roger und Peter, die Redakteurin Fran und der Hubschrauberpilot Stephen – gelingt in einem Hubschrauber die Flucht aus diesem Hexenkessel. Ihr Weg führt sie schließlich zu einem riesigen Einkaufszentrum und sie beschließen, den Weltuntergang dort auszusitzen. Doch auch dieser Zufluchtsort bleibt nicht von der Zombieepidemie verschont, so dass die vier Protagonisten auch hier um ihr Überleben gegen die lebenden Toten kämpfen müssen.

Mehr als nur ein Gruselfilm
Der Film verdankt seinen Erfolg allerdings nicht ausschließlich der schockierenden, graphischen Darstellung von Gewalt. Vielmehr ist es die Reflexion über den gesellschaftlichen Zustand, die den Film vor allem bei Kritikern so gut wegkommen lässt. Dawn Of The Dead beginnt mit der buchstäblichen Apokalypse, die zu Zeiten des Kalten Krieges im realen Leben scheinbar tagtäglich bevorstand. Darüber hinaus war der Vietnamkrieg zwar schon länger vorbei, aber gewiss nicht vergessen. Der Film zeichnet indes kein nukleares Schreckensszenario, sondern zeigt eben eine Bedrohung durch Untote auf, die nicht mehr fähig sind, eigenständig zu denken. Romero lässt die Zombies gleichwohl – möglicherweise einem inneren Instinkt oder Bedürfnis folgend – auf ein Einkaufszentrum zu pilgern, dass als Symbol für die damalige Wohlstandgesellschaft angesehen werden kann. Ein Drang führt die Zombies in Richtung des Großmarktes, weil sie unbewusst vermuten, dort zu finden, was sie suchen. Währenddessen verschanzen sich vier Überlebende in dem Schlaraffenland, das ihnen alle Güter bietet, die von der Konsumgesellschaft als wichtig deklariert wurden. Und dennoch kann sie all dieser Reichtum in dieser Welt nicht glücklich machen – ja nicht einmal überleben lassen. Romero hält der westlichen Gesellschaft den Spiegel vor und stellt kritisch die Frage, was von ihr über bleibt, wenn ein Kollaps eintritt.

Von Dawn Of The Dead existieren eine Reihe verschiedener Schnittfassungen, die sich im Grunde auf drei offizielle Fassungen herunter brechen lassen. Neben George Romeros originaler Fassung, dem sogenannten Romero-Cut, existiert eine Schnittfassung des italienischen Regisseurs Dario Argento. Diese Fassung wurde bekannt als Euro-Cut oder Argento-Cut. Eine dritte, als Director’s Cut bezeichnete Fassung erschien in den 1990ern. Überdies existiert noch ein Ultimate Final Cut, in dem (beinahe) alles Filmmaterial, was aufzutreiben war, zusammengesetzt wurde. Alle anderen, meist „zensurbedingten“ Schnittfassungen stammen mehr oder weniger von diesen Fassungen ab.

So bleiben dem geneigten Fan viele Möglichkeiten, den im New York Museum Of Modern Art ausgestellten und bis heute in Deutschland beschlagnahmten Film immer wieder neu zu entdecken.